Pflege von chronisch kranken Patienten: Wie man den Alltag meistert und die Selbstständigkeit fördert

Einen Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu begleiten, ihn zu pflegen und zu betreuen, stellt hohe Anforderungen an die Pflegepersonen. Nicht nur mental und körperlich, sondern auch hinsichtlich der Strukturierung und Neuordnung des Alltags.

Der Betroffen selbst und die mit der Pflege Betrauten müssen mit den neuen Veränderungen und den teilweise kräftezehrenden Herausforderungen zurechtkommen. Um einer Überlastung vorzubeugen, sind spezielle Vorgehensweisen, Strategien und Hilfestellungen sinnvoll. Gelingt es, bereit einige Anregungen davon in die Praxis umzusetzen, profitieren alle Beteiligten.

Die beste Ausgangsbasis für eine optimale Vorbereitung auf das Kommende in dieser Situation ist das Wissen um die Erkrankung und die Aufklärung. Informiertheit trägt in wesentlichem Umfang dazu bei, diesen Umstand leichter zu akzeptieren. Pflegepersonen können sich besser in die emotionale Welt, die Wünsche und die Ansprüche der Kranken hineinversetzen, was wiederum zu mehr Akzeptanz und zu einer Versorgung auf Augenhöhe beiträgt. Pflegende können sich unter dieser Voraussetzung selbst besser entlasten. Ideal ist die Teilnahme an kostenlosen Schulungen, die von Pflegediensten und Krankenkassen angeboten werden.

Ist die neue Orientierung gemeistert, kann Unterstützung von außen die Pflege optimieren und die Lebensqualität der chronisch Kranken verbessern. Das heißt, nicht auf professionelle Hilfe zu verzichten. In diesem Zusammenhang bieten Selbsthilfegruppen, ambulant agierende Pflegedienste sowie externe Dienstleister die unterschiedlichsten Leistungen an.

Alltagsgestaltung mit Routinen

Oberste Priorität hat vorwiegend eine weitgehend normale Alltagsgestaltung. Darin sollten unbedingt die eigenen Ressourcen des chronisch Kranken ausgeschöpft werden. Professionelle Pflegedienste gehen hierbei planvoll vor, indem sie regelmäßig die Defizite und die Ressourcen gegenüberstellen. Nach sorgfältiger Evaluation kann somit eine ganz individuelle Pflege gewährleistet werden. Auf dieser Grundlage können tatsächlich erreichbare Zielstellungen entstehen, die dem individuellen Zustand und den Bedürfnissen des chronisch Kranken so weit wie möglich gerecht werden. Die Förderung der Eigenverantwortung und die positive Lebenseinstellung spielen eine zentrale Rolle.

Die Einhaltung von gewohnten Routinen ist ein weiterer wesentlicher Aspekt. Er beinhaltet unter anderem die bedarfsgerechte Gestaltung des Umfeldes, wie beispielsweise der Wohnräume. Auf diese Weise lassen sich physische und/oder geistige Einschränkungen oder Behinderung einfacher in den Alltag einbauen. Nennenswert sind hierbei Pflegebetten, das behinderungsgerechte Umbauen von Innenbereichen oder das Bereitstellen von Treppenliften. Bei dieser Thematik sind die Übergänge zu speziellen Hilfsmitteln fließend. Günstig sind je nach Art und Ausprägung der chronischen Krankheit gängige Produkte wie Toilettenstühle, Toilettensitzerhöhungen, Rollstühle oder Gehwägen sowie Inhalatoren oder Badewannenlifts.

In der Regel kann die Bedienung dieser Technik recht schnell erlernt werden. Kommen dabei keine Probleme auf, weckt der versierte Gebrauch und die verlässliche Einsatzbereitschaft von Hilfsmitteln das Vertrauen der chronisch Kranken und vermittelt Sicherheit.

Selbstwertgefühl erhalten und fördern

Bei chronisch kranken Menschen ist das Selbstwertgefühl häufig verringert. Daher gehört es im alltäglichen Umgang miteinander dazu, den Betroffenen Kraft und Zuversicht zu geben. Sie sollen auf keinen Fall das Gefühl haben, eine Last zu sein. Liegt bei chronisch kranken zu Pflegenden das Verlangen nach intensiven Gesprächen und einem aufmerksamen Zuhören vor, darf das nicht ignoriert und verharmlost werden.

Das Empfinden, gut aufgehoben und geachtet zu sein, entsteht mitnichten durch ein gepflegtes, sauberes Äußeres und ein ordentliches Erscheinungsbild. Die Grundpflege (Waschen, Duschen, Ankleiden, Haare kämmen, Nägel schneiden), ist ein entscheidender Faktor. Das betrifft gleichfalls die Inkontinenzversorgung. Chronische Kranke haben wie jeder Mensch ein Recht auf Wahrung ihrer Privatsphäre und der Intimität. Sie sind Frauen und Männer, denn sie verlieren nicht ihre Geschlechtlichkeit.

Sollte es der körperliche und geistige Zustand erlauben, ist bei der Pflege darauf zu achten, dass genügend Tagesaktivitäten erfolgen. Das Vermitteln von Kontakten zu Gleichgesinnten und zu sozialen Treffpunkten fördert das geistige Wohlbefinden und die mentale sowie die kognitive Leistungsfähigkeit. Wieder „Sinn im Leben finden“ ist das oberste Ziel. Personen aus verschiedenen Kulturkreisen und Angehörigen bestimmter Religionen soll geholfen werden, sich diese Werte zu erhalten.

Zu einer stabilen Alltagssituation gehört außerdem eine Beratung und eine Klärung von Unsicherheiten in finanziellen, pflegerischen oder sonstigen Fragen. Gern sind dabei die Sozialdienste, die Pflegeversicherungen und die Krankenkassen behilflich.

Benötigen chronisch Erkrankte mehr Zuwendung und sind dauerhaft bettlägerig, werden von sozialen Trägern ausgebildete Betreuer für häusliche Besuche engagiert. Dasselbe gilt für Schwerstkranke, die eine spezialisierte Palliativfürsorge brauchen. Oftmals sind Pflegepersonen allein schon mit dem Zuhören und der Annahme des Leidens des geliebten Menschen überfordert. Das birgt die Gefahr, dass das empathische Kommunizieren nicht mehr gegeben ist. In den Vordergrund rücken eher Ungeduld, Nervosität oder ein wenig einfühlsames, sich des Anliegens des Kranken nicht wahrhaftig annehmendes Vertrösten.

Ein interessanter Buchtipp für die Pflege chronisch kranker Patienten ist das Werk von Kerstin Wendel „Chronisch hoffnungsvoll – Stärke finden in einem Leben mit Krankheit*“.

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